Vorlesungsunterlagen
2003
Dr. A. Fürst
Pferdeklinik der
Universität Zürich
Erkrankungen des Hufes sind äusserst zahlreich und können sowohl die inneren Stützelemente wie das Hufbein, das Hufgelenk oder das Strahlbein als auch die weiter aussen gelegenen Strukturen wie die Huflederhaut oder die Hufkapsel betreffen. Huferkrankungen zählen zu den häufigsten Lahmheitsursachen beim Pferd überhaupt, so dass auch jede Lahmheitsuntersuchung mit der Untersuchung des Hufes beginnen muss.
1. Die Strahlfäule
2. Die faule Weisse Linie = "White Line Disease"
3. Die hohle Wand
4. Hornspalten
5. Die Hornsäule
6. Der Strahl- bzw. Hufkrebs
7. Der Rehhuf (siehe auch unter Hufrehe)
8. Kurze, schwache, eingerollte Trachten
9. Schlechte Hornqualität
10. Formveränderungen den Hufkapsel
Veränderungen an der Hornsubstanz der Pferdehufe sind sehr häufig und können die Nutzung des Pferdes einschränken oder sogar unmöglich machen. Der alte Spruch, No hoof-no horse bewahrheitet sich auch in Zeiten modernster Therapiemethoden in der Veterinärmedizin und bringt unmissverständlich zum Ausdruck, wie wichtig die Hufe für das Pferd sind. Diesem Umstand soll man auch Rechnung tragen, nicht nur bei Lahmheitsuntersuchungen, sondern vor allem auch bei Ankaufsuntersuchungen, wo der Tierarzt ja genötigt ist, eine Aussage über die Zukunft des Pferdes zu machen.
Die Ursachen der leider viel zu häufigen Hufprobleme sind sehr vielfältig: Durch eine falsche Fütterung (z.B. Vitamin- und/oder Mineralstoffmangel) sowie durch übermässige und unkontrollierte Beanspruchung (z.B. schwere Arbeit auf hartem und trockenem Boden) kann die Hornkapsel geschädigt werden. Auch fördern eine ungenügende Stallhygiene und eine mangelhafte Hufpflege verschiedene Hufprobleme, weil sowohl Urin als auch Kot die Hornstruktur schwächen und sogar zerstören. Auch kann ein falscher oder ein fehlender Hufbeschlag ursprünglich leichtgradige Hornveränderungen noch verschlimmern. Weiter wird die Hornkapsel durch verschiedene äussere Verletzungen beschädigt. Nicht zuletzt müssen wir uns bewusst sein, dass bestimmte Pferde infolge genetischer Veranlagung eine schlechtere Hornqualität besitzen und somit trotz guter Fütterung, angepasster Bewegung, guter Stallhygiene und Hufpflege zu Hornproblemen neigen.
Unter der Strahlfäule verstehen wir Fäulnisprozesse im Bereich des Strahlhornes, wobei vor allem die mittlere und seitlichen Strahlfurchen betroffen sind. Die Strahlfurchen sind weich, schmierig und verbreiten einen charakteristischen und abstossenden Geruch. Das Horn kann bis auf die Lederhaut verändert sein, so dass der fehlende Schutz zu Lederhautentzündungen und damit auch zu Lahmheiten führen kann. Auch können Fremdkörper leicht in die Lederhaut oder noch tiefer eindringen und schwere Infektionen auslösen.
Mist, Urin und andere reizende Substanzen lösen zusammen mit verschiedenen Bakterien und Pilzen das Strahlhorn auf. Die Ursache ist eine schlechte Hufpflege sowie eine ungenügende Stallhygiene, wobei ein enger Huf (sogenannter Trachtenzwanghuf) und wenig Bewegung das Entstehen der Strahlfäule noch zusätzlich begünstigen.
Neben der örtlichen Behandlung des Strahlhornes ist eine sorgfältige Hufpflege sowie eine gute Stallhygiene von grösster Bedeutung. Es muss darauf geachtet werden, dass die Boxen regelmässig gemistet werden, wobei vor allem das uringetränkte Stroh oder Hobelspäne sauber entfernt werden. Auch müssen die Strahlfurchen häufig gereinigt werden, damit der darin haftende Mist und Urin das Horn nicht weiter schädigen können.
Alles veränderte Horn muss grosszügig entfernt werden, um einerseits die vielen Bakterien und Pilze wirkungsvoll entfernen zu können und andererseits eine lokale Behandlung zu ermöglichen.
Nachdem das faule Horn entfernt wurde, müssen die Strahlfurchen zunächst mit einer desinfizierenden Lösung (zB. Betadineseife) gereinigt werden. Sobald auch die Lederhaut beschädigt ist, sollte für einige Tage ein Verband mit betadinegetränkten Tupfern angelegt werden. Anschliessend werden die Strahlfurchen mit Lösungen behandelt, die desinfizierend wie auch trocknend und hornhärtend wirken. Dazu werden heute häufig Lösungen verwendet, die in irgendeiner Form auch Formalin enthalten. Diese Lösungen werden auf kleine Wattebäuschel oder Gazekompressen aufgetragen und in die Strahlfurchen geklemmt.
Die meisten „Strahlfäulepräparate“ sind toxisch für das Epithel, so dass diese vorsichtig angewendet werden sollten, wenn eine starke Schädigung des Horns vorliegt. Es ist dann besser, zuerst mit Betadinetupfern zu behandeln und erst dann auf die anderen Präparate umzustellen, wenn sich eine dünne Hornschicht gebildet hat.
Auf dem Markt sind viele verschiedene „Strahlfäulepräparate“ erhältlich wie:
Trush
Buster®
Jodoformäther
Picrinsäure:
Kupfersulfatpulver
Wird die Strahlfäule nicht behandelt, können verschiedene Fremdkörper im Bereich des Strahles wesentlich leichter in die Hufstrukturen eindringen und so zu erheblichen Verletzungen Anlass geben.
Schema einer Strahlfäule |
Foto eines Hufes mit Strahlfäule |
Behandlung der Strahlfäule: Zuerst müssen die Strahlfurchen sauber gereinigt und anschliessend mit einem besonderen Strahlfäulemedikament behandelt werden. |
Diese Erkrankung zählt in den amerikanischen Ländern zu einem häufigen Problem. Unter der sogenannten White Line Disease versteht man einen frühzeitigen Zerfall der weissen Linie, wodurch der Zusammenhalt zwischen der Hufwand und der Hufsohle nicht mehr gewährleistet ist. Dadurch wird die Hufwand vermehrt auf Zug belastet, was zu Entzündungen im Bereich der Wandlederhaut führen kann. Weiter ist es schwierig, Hufnägel und somit ein Hufeisen im Bereich der faulen weissen Linie stabil zu befestigen. Falls sich die Fäulnisprozesse weiter nach oben ausdehnen, kann der Zusammenhalt innerhalb der Hufwand zerstört werden, wodurch eine sogenannte hohle Wand entstehen kann.
Die Ursache für diese White Line Disease ist in erster Linie eine schlechte Hornqualität, die das Wachstum von verschiedenen Bakterien und auch Pilzen begünstigt. Diese Mikroorganismen können in einer gesunden weissen Linie wahrscheinlich nicht wachsen bzw. keine Hornschäden verursachen. Es scheint, dass sich diese Bakterien und Pilze in warmen und feuchten Regionen besser entwickeln können. Bei vielen Pferden ist die Bezeichnung „weisse Linie“ sehr irreführend und sollte eigentlich durch die „schwarze Region“ ersetzt werden.
Die Behandlung besteht in einer sorgfältigen Stallhygiene und einer örtlichen Behandlung der betroffenen Hufe. Dabei muss alles veränderte Horn entfernt und anschliessend die Hufe mit Lösungen behandelt werden, die sowohl gegen Bakterien als auch Pilze wirksam sind (siehe Strahlfäule).
Foto einer faulen weissen Linie
Unter einer hohlen Wand verstehen wir eine Zusammenhangstrennung innerhalb der Hornwand. Diese Trennung erfolgt in der Regel in den innersten Schichten der Hornwand, nahe an der Wandlederhaut. Ähnlich wie bei der faulen weissen Linie können dadurch Schmutz und Bakterien eindringen und eine Infektion verursachen. Solange keine Infektion vorliegt und die Lederhaut nicht betroffen ist, kann das Pferd mit der hohlen Wand in den meisten Fällen noch beschlagen werden. Es besteht jedoch immer das Risiko, dass sich diese hohle Wand noch weiter ausdehnt, was eine Therapie immer schwieriger macht. Aus diesem Grund soll die hohle Wand frühzeitig behandelt werden, was besonders beim Vorliegen einer Infektion absolut erforderlich ist.
Die lose/hohle Wand kann als Folge einer faulen weissen Linie, die sich nach oben ausgedehnt hat, entstehen. In manchen Fällen scheint eine Blutung in der Hornwand die Ursache der hohlen Wand gewesen zu sein. Auch kann eine chronische Zerrung infolge einer chronischen Ueberbelastung die Ursache für die Loslösung innerhalb der Hornwand sein. Die hohle Wand war früher bei den Fahrpferden sehr häufig.
Eine erfolgsversprechende Therapie kann nur dann erreicht werden, wenn alles veränderte und lose Horn entfernt wird. Anschliessend muss der entstandene Horndefekt mit gegen Bakterien und Pilze wirksamen Lösungen behandelt werden, was am besten mit Hilfe von feuchten Hufverbänden erreicht wird.
Aufgrund der grossen Ausdehnung muss in der Regel sehr viel Horn entfernt werden, was eine sehr lange Rekonvaleszenz zur Folge hat. Der Besitzer muss darüber aufgeklärt werden, dass es unter Umständen bis zu einem Jahr dauern kann, bis das Pferd wieder normal geritten werden kann. Diese lange Rekonvaleszenzzeit erklärt auch, weshalb man bei der hohlen Wand lieber eine konservative Therapie, das heisst warten, beten und hoffen, wählt.
Schema eines Hufes mit einer hohlen Wand |
Die lose Wand wurde entfernt |
Heute besitzen wir verschiedene "Kunsthornprodukte", mit Hilfe derer entferntes Hufhorn teilweise wieder ersetzt werden kann. Verschiedene Produkte wie Keralit ®, Equilox ®, Spare Hoof ® und Sigafoos® besitzen ähnliche Eigenschaften wie Hufhorn in Bezug auf Stabilität und Flexibilität und eignen sich daher, um Horndefekte an der Hufkapsel zu füllen. Es handelt sich dabei um sogenannte Zwei-Komponenten-Kleber, die gemischt und dann als gut modellierbare Masse in den Horndefekt gebracht wird. Innerhalb kurzer Zeit wird diese Masse hart und erreicht eine hohe Stabilität. Diese Klebemasse kann zusätzlich mit Fiberglasnetzen verstärkt werden.
Der Vorteil dieser Produkte besteht darin, dass in erster Linie ein stabiler Schutz für die empfindlichen Weichteile aufgebaut und in zweiter Linie auch die Stabilität des gesamten Hufes erhöht wird. Nicht zuletzt wird in vielen Fällen durch dieses Kunsthorn ein Befestigen des Hufeisens ermöglicht. Dadurch können die Pferde auch bewegt werden und müssen nicht langweilige Tage in den noch langweiligeren Boxen verbringen.
Der Nachteil dieser Produkte besteht in den hohen Kosten von ca. 50-150 Franken pro Huf. Weiter müssen diese Kunsthornprodukte aufgrund der Veränderungen der Hufkapsel, die vor allem durch das Wachstum bedingt sind, in regelmässigen Abständen erneuert werden. Zudem besteht auch das Risiko einer Infektion unter dem Kunsthorn. In diesen Fällen muss das Kunsthorn rasch entfernt werden, damit die Infektion auch behandelt werden kann.
Der Defekt wurde mit einem Kunsthornprodukt ersetzt |
Hufeisennägel werden im Kunsthorn fixiert |
Unter dem Hornspalt versteht man einen mehr oder weniger vertikal verlaufenden Riss in der Hornwand. Je nach Lokalisation unterscheiden wir Kronrand-, Tragrand- oder durchgehende Hornspalten. Der Hornspalt kann oberflächlich sein oder bis auf die Lederhaut reichen (sog. perforierender Hornspalt), wodurch zusätzlich Lederhautentzündungen verursacht werden. Die Behandlung des Hornspaltes ist von der Lokalisation und der Tiefe des Hornspaltes abhängig und kann einige Tage oder auch mehrere Wochen bis Monate dauern . Hornspalten sind beim Pferd sehr häufig und haben die Tierärzte schon im Altertum beschäftigt. Daher sind auch die Behandlungsmethoden sehr zahlreich und vielfältig. Bilder von den verschiedensten Fixationen von Hornspalten sind sehr zahlreich und schmücken auch die meisten Lehrbücher. Bei der Behandlung von Hornspalten ist die Zusammenarbeit von Tierarzt, Hufschmied und Pferdebesitzer sehr wichtig und trägt auch entscheidend zum Behandlungserfolg bei. Hornspalten kommen häufig genau in der Medianen der dorsalen Zehenwand, sowie am Uebergang von der Seiten- zur Trachtenwand vor.
Die horizontal verlaufenden Hornrisse werden als Hornklufte bezeichnet.
Durch einen Hornspalt entsteht eine optische und funktionelle Zusammenhangstrennung der Hornkapsel. Die Biomechanik der Hornkapsel ist gestört, weil Bewegung und Spannung der Hornkapsel an der Stelle des Spaltes keine Weiterleitung erfahren. Tiefliegende Wandschichten können mit Schmutz verunreinigt werden, so dass in der Folge Entzündungen entstehen.
Die Hornspalten können Lahmheiten verursachen, so dass eine Behandlung in den meisten Fällen angezeigt ist. Solange der Hornspalt nur auf die Hornzellen beschränkt bleibt und nicht eine Entzündung der darunterliegenden Lederhaut verursacht, zeigen die Pferde keine Lahmheit. Trotzdem besteht jederzeit das Risiko, dass die Lederhaut gereizt werden könnte, wodurch eine Entzündung entsteht und das Pferd in der Folge lahm geht.
Die Ursache für die Hornspalten sind sehr zahlreich und verschieden und verlangen bei jedem Pferd eine individuelle Betrachtung und auch eine entsprechend differenzierte Behandlung. Eine schlechte Hornqualität ist ebenso prädisponierend wie auch eine schlechte Hufstellung oder ein inadäquater Hufbeschlag, der zu grossen Spannungsverhältnissen in der Hufkapsel führt.
Eine schlechte Hornqualität kann zusammen mit einer schlechten Hufpflege und unkontrollierter Belastung zu Tragrandhornspalten führen. Neben der guten Pflege der Hufe kann eine Querrinne am oberen Ende des Hornspaltes ein weiteres Einreissen nach oben verhindern. Die Tragrandhornspalten stellen in der Regel kein grosses Problem für die Behandlung dar, sind jedoch Ausdruck einer schlechten Hornqualität oder eines schlechten Hufbeschlages.
Der Kronrandhornspalt entsteht meistens infolge einer Verletzung, Entzündung oder Narbe im Bereich des Kronrandes. Dadurch wird an dieser Stelle kein Horn produziert, so dass ein Hornspalt entsteht und mit dem übrigen Horn nach unten wächst.
Daneben gibt es aber noch viele andere durchgehende Hornspalten, die eine andere Ursache als die Verletzung im Bereich des Kronrandes haben. So spielen wahrscheinlich erhöhte Spannungskräfte verbunden mit einer geschwächten Hornwand eine wichtige Rolle für die Entstehung dieser Hornspalten. Auch beobachtet man häufig, dass diese Hornspalten an Hufen mit hohen Trachtenwänden wesentlich häufiger sind. Subjektiv hat man auch das Gefühl, dass die innere Wand häufiger betroffen ist als die äussere Wand. Ungleich hohe Trachten, verschobene Ballen, zu lange Zehen, untergeschobene Trachten wirken prädisponierend für Hornspalten. Auch verschiedene Beschlagsfehler wie zu kurze Eisen, zu eng gerichtete Schenkel oder Kappen zu weit hinten bzw. zu weit hinten genagelt oder unebene Hufflächen führe zu ungleichmässiger Belastung der Hufkapsel. Liegen solche unphysiologische Spannungsverhältnisse über mehrere Monate vor, kommt es in diesem Bereich zur Bildung von qualitativ minderwertigem Horn. Treffen dann weitere ungünstige Faktoren wie zu langes Beschlagsintervall, Belastung auf hartem Boden, Anschlagen an einem Stein, reisst die Hornkapsel ein, so dass ein Hornspalt entsteht.
An erster Stelle jeder Hornspaltenbehandlung steht eine Verbesserung der Hufpflege und eine Optimierung des Hufbeschlages.
Die alleinige Fixation des Hornspaltes, das heisst ohne vorheriges Ausschneiden, mit Klammern oder mit einem besonderen Klebeband kann eine übermässige Bewegung des Hornspaltes verhindern. Dadurch wird die Lederhaut geschont und in einigen Fällen kann sogar eine "Heilung" des Hornspaltes erreicht werden, indem von oben gesundes Horn produziert wird.
Die Behandlung der Hornspalten besteht aus drei Pfeilern:
In den meisten Fällen jedoch ist eine aufwendigere Therapie notwendig. Dies natürlich immer dann, wenn die Hornspalten eitrig und die Ursache einer Lahmheit sind. Dabei wird das gesamte Horn unmittelbar neben dem Horn spalt im Bereich des Kronsegmentes entfernt. Je nach Patient muss der Hornspalt in Richtung Tragrand weiter ausgeschliffen werden. Es muss alles veränderte Horn bis auf eine gesunde Grundlage entfernt werden, wobei darauf geachtet werden muss, dass kontinuierliche Uebergänge zum übrigen Horn geschaffen werden. Nach dem Ausschleifen wird der Defekt mit einem Betadinetupfer abgedeckt. Zudem wird ein Hufverband angebracht. . Der Huf bleibt unter Verband, bis die Wunde trocken ist und so dicht verhornt ist, dass der Beschlag nicht zum neuerlichen Einreissen führt.
Unmittelbar nach dem Ausschleifen sollte das Pferd nicht oder nur wenig bewegt werden. Je nach Hornproduktion kann das Pferd nach ca. 4 –8 Wochen wieder aufbauend bewegt werden. Sobald der Defekt mit einer feinen Hornschicht bedeckt ist, kann dieser mit einem Kunsthornprodukt gefüllt werden, damit wieder eine Verbindung innerhalb der Hornkapsel entsteht. Alleine im Bereich des Kronwulstes darf kein Kunsthorn angebracht werden, damit auf die empfindlichen Zotten kein Druck ausgeübt wird. Am Kronrand wird dann neues Horn produziert, das Richtung Tragrand wächst und eine neue Verbindung der ursprünglich getrennten Hornwände herstellt.
2. Korrekter
Hufbeschlag
Der alte Beschlag muss peinlich genau auf Beschlagsfehler (zu kurze Eisen, Trachten zu weit hinten, fehlerhafte Zehenrichtung,…) untersucht werden: Ungleich hohe Trachten, verschobene Ballen und andere Stellungsfehler müssen ebenfalls für den neuen Beschlag berücksichtigt werden. Die wichtige Richtlinie des planen Fussen muss unbedingt beücksichtigt werden.
Nach dem Entfernen des alten Eisens muss der Huf korrekt ausgeschnitten werden. Wenn die betroffene Trachten etwas mehr gekürzt werden, kann dort Druck weggenommen werden.
Es ist von grosser Wichtigkeit, dass das Pferd bereits vor dem Ausschleifen korrekt beschlagen ist, damit nicht durch falsche Spannungsverhältnisse schlechte Voraussetzungen für die Heilung des Hornspaltes entstehen. Je nach Ausdehnung des Hornspaltes, muss die Hufkapsel mit einem Spezialbeschlag fixiert werden, damit keine grosse Instabilität entsteht.
Ein Huf mit Hornspalten sollte mit einem geschlossenen Hufeisen beschlagen werden, die Sohle wird gepolstert und mittels Platte und Silikon zum Tragen herangezogen. Dadurch kann der Druck von den Trachten etwas weggenommen werden. Dies ist vor allem bei den Trachtenhornspalten sehr wichtig.
In manchen Fällen kann man beobachten, dass der Kronrand proximal des Hornspaltes nach dorsal aufgewölbt ist. In diesen Fällen sollte man versuchen, den Tragrand unmittelbar distal des Hornspaltes mehr zu kürzen (sogenannt schwebender Tragrand), damit der Kronwulst etwas „vorfallen“ kann, wodurch eine breitere Hornwand produziert wird.
3. Spaltfixation
Nach erfolgtem Hufbeschlag wird der Hornspalt fixiert. Diese Fixation von grösster Bedeutung und erlaubt einen raschen Einsatz des Pferdes.
Dazu stehen viele verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
Klammern: müssen ausreichend stabil sein; bei dünnen Hornwänden sind diese schwierig zu plazieren
Hufnägel: benötigen viel Erfahrung; werden im rechten Winkel zum Hornspalt durch die Hornwand angebracht.
Drahtzirklagen: Schrauben werden ca. 5-7 mm in die Hornwand gebracht.
Hufpflaster: von den im Handel erhältlichen Hufpflastern sind nicht alle dazu geeignet, die Hornwand ausreichend zu stabilisieren
„Kunsthorn“: Dies darf erst angebracht werden, wenn der Defekt sauber und abgeheilt und das Narbenhorn ausreichend dick ist, um gegen die Hitzeentwicklung zu schützen. Unter das „Kunsthorn“ kann auch eine Drainage angebracht werden.
Die Prognose für die erfolgreiche Behandlung eines Hornspaltes ist vorsichtig. In vielen Fällen kann ein Rezidiv beobachtet werden, vor allem in den Fällen, wo prädisponierende Faktoren nicht beseitigt werden können.
Schema der verschiedenen Hornspalten |
Schema der Tiefe der Hornspalten |
Tragrandhornspalt mit einer Querrinne |
Sinn oder Unsinn von Querrinnen ? |
Tragrandhornspalt |
Tragrandspalten |
Kronrandhornspalt |
Kronrandhornspalt ausgeschliffen |
Huf mit durchgehendem perforierendem Hornspalt |
Fixation eines Hornspaltes mit Klebern, die keine genügende Stabilisation erreichen |
Zeichnung eines Hufes mit einer Verletzung im Bereich des Kronwulstes, die zu einem Hornspalt geführt hat. |
Fixation eines Hufspaltes mit Klebstoff. |
Pferd mit Hornspalt an der inneren Wand des linken Vorderhufes. Starke Deformation des Hufes. |
Leichte Deformation des Hufes der rechten Vordergliedmasse |
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Verschiedene Fixationen von Hornspalten |
Fixation mit einem Hufnagel |
Die Hornsäule stellt eine säulenartige Verdickung des Horns gegen die Lederhaut hin dar. Die Hornsäule kommt relativ selten vor und wird daher auch häufig übersehen. Neben der klassischen Hornsäule, die zylindrisch ist und sich entlang der Hornröhrchen ausdehnt, kann die Hornsäule auch eine kugelige Form annehmen und irgendwo in der Hornkapsel liegen. Meistens kommt die Hornsäule im Bereich der Zehenwand vor.
Sie entsteht wahrscheinlich infolge einer Verletzung oder Entzündung im Bereich des Uebergangs vom Kronsegment in das Wandsegment. Dadurch entsteht im Bereich der hornproduzierenden Zellen eine "Narbe", die dann die Hornsäule produziert. In manchen Fällen kann es auch im Anschluss an einen Hufabszess zu einer Hornsäule kommen
Diese Hornsäule kann einerseits auf die Lederhaut und auf das Hufbein drücken und so eine Lederhaut- und/oder Hufbeinentzündung verursachen; andererseits besteht die Hornsäule aus minderwertigem und schlecht strukturiertem Horn, das frühzeitig zerfällt und somit keinen wirkungsvollen Schutz gegen Pilze und Bakterien darstellt. Dadurch entstehen häufiger Infektionen wie der berühmte und gefürchtete Hufabszess. Somit werden die Patienten in der Regel erst dann vorgestellt, wenn sich ein Hufabszess entwickelt hat.
Wichtig:
Bei rezidivierenden Hufabszessen muss unbedingt an eine Hornsäule gedacht und darauf auch gezielt untersucht werden.
Hornsäulen können in der Regel am Tragrand erkannt werden. Dazu soll der Tragrand zurückgeschnitten und sauber gereinigt werden, damit die abnorme Struktur an der weissen Linie sichtbar wird: Typisch ist, dass die Blättchenstruktur der weissen Linie durch Röhrchen- oder Narbenhorn unterbrochen wird. Dadurch wird die weisse Linie zur Sohle hin verdrängt. Auch auf den Röntgenbildern kann in fortgeschrittenen Fällen eine Lyse am Hufbein, ähnlich einer Crena, erkannt werden. Im Unterschied zur Crena kann man häufig auch eine Sklerose um die Lyse beobachten.
Zeichnung einer Hornsäule |
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Foto einer Hornsäule (Pfeil), die zu einem Hufabszess geführt hat |
Röntgenbild eines Hufes mit einer Hornsäule, die zu einer Lyse (Pfeil) am Hufbein geführt hat |
Konservative Therapie:
In einzelnen und äusserst seltenen Fällen kann eine konservative Therapie, das heisst alleinige Behandlung des Hufabszesses, den Prozess für einige Zeit beruhigen. Genauso wenig wie bei der konservativen Gelenkschiptherapie mit Hyaluronsäure der Chip entfernt wird, genauso wenig wird bei dieser konservativen Therapie die Hornsäule entfernt, sondern nur der Prozess beruhigt.
Chirurgische Therapie:
Beachte zwei Grundsätze, die bei der Therapie berücksichtigt werden müssen:
1. Die Hornsäule muss komplett entfernt werden
2. Die Hufkapsel muss stabilisiert werden
In den meisten Fällen muss die gesamte Hornsäule entfernt werden, damit wieder normales Horn produziert wird. Meistens muss neben dem Horn auch die veränderte Lederhaut und auch Teile des Knochens abgetragen werden. Der Horndefekt kann mit einem Kunsthornprodukt gefüllt werden, sobald die Läsionen im Hufbein und der Huflederhaut abgeheilt sind.
Dazu wird das Pferd zuerst mit einem Spezialeisen beschlagen. Dieses besteht aus zwei grossen Seitenkappen, die verhindern, dass die Hufkapsel ihre Stabilität verliert. Anschliessend kann man bereits stehend viel Horn abtragen. In Allgemeinanästhesie wird dann kontrolliert, ob das Operationsfeld genügend ausgeschliffen ist. Feinkorrekturen werden so noch ausgeführt.
Danach beginnt der sterile Teil der Operation. Dabei wird die tief gehende Hornsäule zusammen mit der veränderten Lederhaut, Subkutis und Periost im Bereich der Hornsäule abgetragen. Es ist von grösster Wichtigkeit, dass alles veränderte Gewebe und vor allem das veränderte Horn vollständig entfernt wird. In vielen Fällen zeigt die Hornsäule am proximalen Anfang eine charakteristische runde Form, die unbedingt auch entfernt werden muss. In der Regel beginnt die Hornsäule im Bereich des Kronsegments, ohne dass dies auch betroffen ist. Somit kann dieses bei der Operation geschont werden. Anschliessend wird ein steriler Druckverband angelegt, der im Abstand von ca. 3-4 Tagen steril gewechselt wird. Sobald der Knochen mit Granulationsgewebe bedeckt ist, werden nur noch saubere und trockene Verbände gemacht.
Neben dieser oben beschriebenen Technik, kann die Hornsäule mit dem darüberliegenden Horn intoto entfernt werden, wie zum Beispiel mit einer oszillierenden Säge. Auch besteht die Möglichkeit, den Tragrand stehen zu lassen, damit die Stabilität der Hornkapsel erhöht werden kann.
Das Pferd muss während ca. 6-8 Wochen in der Boxe sein. Nach dieser Zeit wird das Eisen gewechselt und der Heilungsverlauf beurteilt. Bei guter Heilung kann der Horndefekt mit Kunsthorn gefüllt und das Pferd wieder leicht bewegt werden. Nach ca. 4 Monaten kann wieder mit leichter Arbeit begonnen werden.
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Operation einer Hornsäule |
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Der Zeitpunkt der Operation hängt etwas vom Zustand des Patienten und von der Absicht der Besitzer ab. Die Frage stellt sich, ob zuerst die akute Entzündungssymptomatik des Hufabszesses konservativ behandelt oder ob sofort operiert wird.
Der Hufkrebs war in der Kaltblutära die bedeutendste Hufkrankheit und wird daher in alten Lehrbüchern häufig und ausführlich beschrieben. Der Strahlkrebs stellt eine Entartung der hornproduzierenden Zellen im Strahl- und selten auch in den anderen Hufsegmenten dar. Es handelt sich dabei nicht um eine richtige Neoplasie, sondern vielmehr um eine chronische Entzündung der Ober- wie auch der Lederhaut. Es kommt zu einer Vergrösserung der Zotten (Hypertrophie) und zu einer massiven Störung der Verhornung (Parakeratose). In seltenen Fällen kann auch das Horn der Kastanie betroffen sein. Vom Strahlhorn breitet sich der Hufkrebs aber auch weiter auf die Sohle und sogar auf die Wand aus. Die Krankheit ist langsam progredient und breitet sich im Zeitraum von mehreren Monaten auf umliegende Strukturen aus. Bei manchen Pferden ist auch die unmittelbar an den Hornschuh angrenzende Haut verändert. Die Haut nahe dem Kronrand ist gerötet und die Haare stehen wirr in alle Richtungen und auf Berührung reagieren die Pferde mit Schmerzen.
Süddeutsches Kaltblut, das an allen vier Hufen an Strahlkrebs erkrankt war. |
Schema eines Strahlkrebses |
Differentialdiagnostisch muss an eine fortgeschrittene Strahlfäule und an Pilzinfektionen des Saumbandes gedacht werden. Für den Strahlkrebs typisch ist das gummiartige Horn, das an der Oberfläche zuerfällt.
Das von diesen Zellen produzierte Horn ist weich, schmierig und zerfällt sehr rasch. Typisch sind blumenkohlartige, unverhornte veränderte Bereiche, die mit schmierigen, grauweissen Belägen bedeckt sind. Diese hypertrophische schmierige, weichkäsartige und stinkende Hornmasse erinnert mit dem süsslichen kariösen Geruch an einen faulen Zahn. Infolge des schlechten Horns kann es zu Verletzungen und Infektionen der darunterliegenden Strukturen kommen.
Stark verändertes Horn bei Strahlkrebs |
Stark verändertes Horn bei Strahlkrebs |
Die Ursache des Strahlkrebses ist unklar.
Prädisponierende Faktoren sind sicher unhygienische Haltungsbedingungen. Man nimmt an, dass in manchen Fällen eine lang bestehende Strahlfäule zu einer Entartung der Zellen führen kann. Besonders häufig sind Pferde in schlechter Haltung mit feuchten und warmen Ställen und urindurchtränkter Einstreu betroffen. Auch kann man beobachten, dass der Strahlkrebs bei bestimmten Pferderassen gehäuft vorkommt. Kaltblüter sind häufiger betroffen als andere Rassen, aber auch Vollblüter, Traber, Ponis und selten auch Esel können betroffen sein.
Bei mikrobiologischen Untersuchungen werden meistens gram negative anaerobe Bakterien gefunden. Unter einer Vielzahl von Keimen scheinen Anaerobier eine wichtige Rolle zu spielen.
Hinterhufe sind häufiger betroffen als Vorderhufe. Es kann ein einzelner oder mehrere Hufe betroffen sein. Jungtiere sind sehr selten betroffen.
Die Behandlung des Strahlkrebses ist recht schwierig, benötigt viel Zeit und führt nicht immer zur vollständigen Heilung. Es ist absolut erforderlich, dass alle entarteten Zellen entfernt werden, damit neues gesundes Horn produziert werden kann. Weiter muss bei der Behandlung auf optimale hygienische Bedingungen geachtet werden. Die Behandlung beinhaltet mehrere Schritte:
Der erste Schritt ist die Chirurgie. Alles faule Horn muss entfernt werden: dies kann am stehenden Pferd erfolgen oder muss in weit fortgeschrittenen Fällen in Allgemeinanästhesie durchgeführt werden. Abhängig vom Schweregrad der Veränderung wird nur das entartete faule Horn oder das gesamte Epithel bis auf die oberflächliche Lederhaut hin entfernt. In den meisten Fällen ist es genügend, wenn nur das faule Horn entfernt und das Stratum germinativum selber geschont wird. Es ist wichtig, dass alles grobzottige Horn bis zum gesunden Horn hin entfernt wird. Wenn das gesamte Epithel entfernt wird, muss vom gesunden Gewebe aus wieder neues unverändertes Epithel einwachsen. Bei weit fortgeschrittenen Fällen entfernt man den Strahl komplett.
Alles veränderte Horn wurde entfernt |
Heilungsverlauf |
Der zweite Schritt besteht in der lokalen medikamentösen Therapie: Er besteht aus Desinfektion, Austrocknung und Hornhärtung.
Der Huf muss sauber mit Betadine-Seife gereinigt und desinfiziert werden.
Der Huf sollte während 2-3 Tagen mit Betadineverbänden behandelt werden.
Anschliessend ist ein täglicher Verbandswechsel notwendig. Sobald man einen guten Heilungsverlauf beobachten kann, sollte man ein Deckeleisen anbringen und dieses täglich für die Behandlung entfernen. Dabei soll der Huf jeweils mit Betadineseife gereinigt und dann mit Betadinelösung gespült werden. Danach soll ein besonderes Pulver, die Zürcher Mischung oder Vergleichbares, aufgebracht werden und anschliessend wird der Defekt mit einem Verband oder mit Gazekompressen und dem Deckeleisen geschützt.
Die lokale oder systemische Behandlung mit Antibiotika kann erforderlich werden, wobei dem Chloramphenicol und Metronidazol eine besonders gute Wirkung zugeschrieben wird. Vor allem bei Veränderungen an mehreren Hufen sollten systemisch Antibiotika verabreicht werden. Zudem sollten dem Pferd auch Biotinpulver und Zink zugefüttert werden.
Der Horndefekt sollte allmählich kleiner werden. Verdächtig für ein Rezidiv ist die Persistenz von weichem schmierigem Horn. In manchen Fällen muss das chirurgische Debridement wiederholt durchgeführt werden.
Die Behandlung nimmt mehrere Monate in Anspruch und benötigt eine gute Compliance der Besitzer. Ebenso ist eine gute Stallhygiene von grosser Bedeutung.
Giessner Mischung
Besteht aus Jodoform (20 g), Zinkoxid (20 g) und Tanninsäure (20 g) und wirkt somit desinfizierend, adstringierend und abtrocknend.
Zürcher Mischung:
Setzt sich zusammen aus der altbewährten Giessner Mischung, die aber noch mit Metronidazol (40g) angereichert wird; zusätzlich kann auch noch Ketokonazol daruntergemischt werden:
Amerikanische Mischung:
7.5 g Ketokonazol und 100 ml HCL (0.2 N) werden mit 4 g Rifampicin und 400 ml DMSO vermischt.
Der Rehhuf ist die Folge einer Hufrehe. Durch die Hufbeinrotation oder Hufbeinabsenkung ist die innere Struktur des Hufes gestört, so dass keine normale Hornproduktion mehr möglich ist. Der Rehhuf zeichnet sich durch nach hinten divergierende Hornringe, durch eine konkave vordere Zehenwand, eine flache Sohle und durch eine verbreiterte weisse Linie aus. Das Horn des Rehhufes ist von schlechter Qualität und dadurch anfälliger für Hornspalten, Hornwandausbrüche und Hufabszesse. Der Rehhuf benötigt eine besonders gute Pflege, eine regelmässige Korrektur des ungleichen Wachstums und - wenn notwendig - ein Spezialeisen.
Zeichnung eines Rehhufes |
Korrektur eines Rehhufes |
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Ohne Worte |
Bei einigen Pferderassen wie zum Beispiel dem Irländer, wird man häufig mit dem Problem der kurzen Trachten konfrontiert. Andere Rassen, wie der Vollblüter wiederum, haben relativ dünne Trachtenwände, wodurch diese rasch abgenützt oder umgebogen werden können. Dieses sogenannte „Trachtensyndrom“ kann durch übermässig lange vordere Hufwände, die sogenannte „Zehe“, noch weiter verschlimmert werden, weil dadurch mehr Gewicht auf die Trachtenwände verlagert wird.
Wenn die Trachtenwände nach innen abgeknickt oder eingerollt werden, können dadurch Lederhautentzündungen und damit auch Lahmheiten verursacht werden. Diese Pferde zeigen dann ähnliche Symptome wie Pferde, die an Strahlbeinveränderungen leiden und benötigen daher eine genaue Untersuchung.
Die Behandlung der eingerollten oder schwachen Trachten ist aufwendig und erfordert Zeit wie auch Geduld. Bei diesen Pferden ist es äusserst wichtig, dass die vordere Zehenwand, die sogenannten „Zehen" stark gekürzt werden, damit das Gewicht von den Trachten wegverlagert wird. In manchen Fällen kann oder muss mit Hilfe von Keilen die Stellung des Hufes verbessert werden. Weiter können die Trachten etwas entlastet werden, wenn das Pferd mit einem Stegeisen beschlagen wird. Der Beschlag hingegen mit einem Eier- oder Rundeisen führt zu einer stärkeren Belastung der Trachten und sollte aus diesem Grund nicht verwendet werden.
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Schema von einem Huf mit eingerollten
Trachten |
Sehr schlechte Hufstellung, weil die vordere Zehenwand
zu lang ist. |
Unter einem Zwanghuf versteht man eine Verengung der Hornkapsel.
Beim Trachtenzwanghuf ist die hintere Hufhälfte verengt. Häufig ist der Strahl auch verkümmert und die Trachtenwände sind sehr steil und hoch.
Beim Kronenzwanghuf ist die Hufwand unter der Krone eingeschnürt.
Beim Sohlenzwanghuf ist der Umfang des Tragrandes kleiner als der des Kronrandes.
Bestimmte Pferde besitzen eine genetische Veranlagung zu kleinen Hufen, häufig an allen vier Hufen in gleichem Ausmass, manchmal aber auch unterschiedlich ausgeprägt an den verschiedenen Gliedmassen. Leider wurde in bestimmten Rassen bei der Zuchtselektion zu wenig auf die Hufform geachtet, so dass unterschiedliche Hufformen auch gehäuft bei gewissen Pferden vorkommen können.
Bei Pferden mit chronischer Lahmheit kann beobachtet werden, dass der Huf der betroffenen Gliedmasse etwas kleiner wird. Man spricht dann auch von einer Inaktivitätsatrophie und bringt damit zum Ausdruck, dass eine verminderte Belastung zu einer Verkleinerung des Hufes führt.
Zu hohe Trachten:
Es kann gehäuft beobachtet werden, dass Pferde mit hohen Trachten zu einem Zwanghuf neigen. Ungenügende Korrekturen oder ungenügendes Abnützen der Trachtenwände begünstigen diesen Zwangshuf
Ein Zwanghuf besitzt einen reduzierten Hufmechanismus, so dass die Durchblutung des Hufes und eine gewisse Stossdämpfung vermindert wird. Dies kann zu Problemen innerhalb der Hufkapsel oder auch in einem benachbarten Gelenk führen.
Bei Pferden mit angeborenen kleinen Hufen ist eine Therapie nicht sinnvoll und auch nicht erfolgsversprechend. Schliesslich bekommt man ja auch nicht grössere Füsse, wenn man immer zu grosse Schuhe trägt.
Bei einem erworbenen Zwanghuf hingegen ist es von grösster Wichtigkeit, dass die Ursachen gesucht und dann auch beseitigt werden.
Die Hufwand kann dünngeraspelt werden, so dass diese besser nach aussen weicht, auch können verschiedene Rinnen angebracht werden.
Erweiterungseisen: die Tragfläche der Schenkelenden sind nach aussen geneigt. Zudem soll die Sohle und der Strahl ebenfalls belastet werden.
Weidegang ohne Huffeisen
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Mittels Trachtenkappen wird der Hufmechannismus stark reduziert, so dass auch ein Zwanghuf entstehen kann |
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· Septische Lederhautentzündungen = Der Hufabszess
· Aseptische Lederhautentzündungen = Die Pododermatitis
„Der Hufabszess hat
1000 Gesichter“
Der Hufabszess zählt zu den häufigsten Krankheiten, die in der Pferdepraxis behandelt werden. Interessant ist die Vielfalt an Symptomen, die ein Hufabszess auslösen kann, so dass die Diagnose manchmal auch verwirrend ist. Der Hufabszess kommt sowohl beim unbeschlagenen (Fohlen sind häufig betroffen) wie auch beim beschlagenen Pferd vor und es gibt keine bestimmte Alters- oder Rasseprädisposition.
Durch Eindringen von Bakterien in die Hornkapsel kommt es zur Infektion der Huflederhaut und zur Ansammlung von Eiter innerhalb des Hornschuhes. Da der Hornschuh gegen aussen einen festen Abschluss bildet, entwickelt sich ein hoher Druck auf die Huflederhaut, der dem Pferd starke Schmerzen bereitet.
Schema eines Hufabszesses |
Schema eines Hufabszesses |
Als Ursache der Infektion kommen in Frage:
a. Nageldruck: der Hufnagel ist beim Beschlagen etwas zu ''fett'' gesetzt worden und hat eine Entzündung und Infektion in unmittelbarer Nähe der Lederhaut verursacht.
b. Nagelstich: der Hufschmied hat mit einem Hufnagel in die Lederhaut gestochen und eine Infektion gesetzt.
c. eingetretene Steinchen: spitze Kieselsteine können das Horn durchdringen und auch beim unbeschlagenen Pferd einen Hufabszess verursachen.
Hauptsymptom des Hufabszesses ist sicher die starke Lahmheit, die immer wieder dazu führt, dass die Pferde als frakturlahm bezeichnet und als Frakturpatienten überwiesen werden. Auch können die Pferde Fieber aufweisen. Der Huf ist meistens vermehrt warm und eine starke Pulsierung der Zehenarterien ist zu fühlen. Oft ist die ganze untere Gliedmasse geschwollen, was wiederum zu Fehldiagnosen, wie Sehnenentzündung oder Einschuss, Anlass geben kann. Durch Druck mit der Hufzange ist meistens eine starke Schmerzreaktion auslösbar.
Mittels einer diagnostischen Anästhesie (TPA, MPA) kann die Lahmheit sicher lokalisiert werden und eine anschliessende Behandlung kann schmerzfrei durchgeführt werden.
Blutuntersuchungen sind in der Regel unergiebig, aber manchmal erlaubt eine radiologische Untersuchung, die Verdachtsdiagnose eines Hufabszesses zu bestätigen.
Das Eisen muss beim Verdacht auf einen Hufabszess abgenommen und jeder Nagel geprüft werden, ob er feucht ist oder nach Eiter stinkt. Anschliessend sollte man versuchen, mit der Hufuntersuchungszange den Entzündungsherd zu lokalisieren. Dies kann besonders bei sehr hartem Horn äusserst schwierig sein, so dass es erforderlich werden kann, zunächst einen Betadine- oder Kreolinhufverband anzulegen. Dadurch wird das Horn aufgeweicht, was einerseits die Lokalisation des Abszesses wie auch das Ausschneiden erleichert.
Wird ein Abszess gefunden, muss alles faule, losgelöste Horn weggeschnitten werden. Danach wird die infizierte Stelle mit Jodlösung oder H2O2 behandelt und ein Hufverband mit einem Betadinetupfer auf der veränderten Region angelegt. Dieser Hufverband sollte nach ca. 2-3 Tagen gewechselt werden. Dabei wird kontrolliert, ob noch mehr Horn weggeschnitten werden muss. Sobald die offene Stelle nicht mehr feucht ist, kann das Pferd wieder beschlagen werden, allerdings ist zum Schutze der Lederhaut eine Ledersohle unter dem Eisen anzubringen. Wird der Hufabszess nicht richtig behandelt, kann der Eiter am Kronsaum nach aussen durchbrechen oder sich in die Tiefe fressen und das Hufbein angreifen.
Bei schlechter Belastung sollte während einigen Tagen NSAIA (Phenylbutazon) peroral verabreicht werden.
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Der Hufabszess wird gesucht, indem an den verdächtigen Stellen Horn schichtweise entfernt wird. |
Der Hufabszess wurde eröffnet und der Eiter fliesst ab (Pfeil) |
Der Hufabszess kann am Kronrand durchbrechen, wenn dieser nicht erkannt und rechtzeitig am Tragrand ausgeschnitten wird |
Der Hufabszess wird von proximal nach distal mit verdünnter Betadinelösung durchgespült |
Die Prognose ist in der Regel gut, wobei bei ausgedehnten Hufabszessen die Behandlung mehrere Wochen in Anspruch nehmen kann.
Leider wird der Hufabszess manchmal auch nicht diagnostiziert und das Pferd über längere Zeit mit Schmerzmittel behandelt. Damit werden die Symptome überdeckt, so dass die Notwendigkeit einer adäquaten Therapie nicht erkannt wird. Darüberhinaus verhndern die NSAIA eine Abszessreifung und die Keime können sich innerhalb der Hufkapsel ausbreiten. Dazu dominieren drei Wege:
Entlang der Sohle: flächenhafte Veränderungen
Entlang der Wand nach proximal und dort kann der Hufabszess auch durchbrechen
In Richtung vom Hufbein
Röntgen
Röntgen mit Sonde
Häufiger Befund: Lyse vom Hufbein; dies kann septisch oder aseptisch erfolgen und auch als Folge einer Honrsäule
Der Hufabszess muss grossflächig eröffnet werden:
Sohlen: grossflächig freilegen, bis man normalen Kontakt zwischen Sohlen und Lederhaut findet
Hufwand: Hufwand entfernen
Knochen: Knochen kürettieren
Die aseptische Lederhautentzündungen zählen zu den häufigen Lahmheitsursachen beim Pferd und sollte somit auch viele Seiten des Skriptums füllen. Sehr häufig wird diese Krankheit nicht diagnostiziert und dem Pferd fälschlicherweise eine Hufgelenk- oder Strahlbeinerkrankung angehängt.
Die Ursachen sind sehr vielfälltig: Ein fehlerhafter Beschlag wie auch übermässige Belastung auf schlechtem Boden, Schlagen gegen Boxenwände und ähnliches können eine Huflederhautentzündung auslösen.
Die Symptome sind sehr typisch, wenn auch nicht sehr spezifisch, so dass manchmal auch die korrekte Diagnose nicht gestellt wird. Der Huf ist etwas wärmer und die Hufuntersuchungszange löst Schmerzreaktionena aus. Die Pulsation ist meist auch etwas verstärkt.
Diagnostische Anästhesie: TPA ist meist positiv
Eventuell auch eine radiologische Untersuchung zum Ausschluss einer Frakturt
Bei rezidivierenden Pododermatitiden sollte man unbedingt auch an versteckte Hornsäulen denken.
Hufbeinosteitis
Ursache beseitigen
Eisen muss häufig entfernt werden
Kreolinverbände: 3 bis mehr Tage, anschliessend dann trockene Verbände
Bein Kreolin handelt es sich um ein sehr altes, viel gebrauchtes und auch bewährtes Desinfektionsmittel (auch Antiparasitikum); es wird aus Kohleteerölen hergestellt und beinhaltet ca. 75 % Teersäuren, 15 % emulgierende Seifen und 10 % Wasser. Dies ergibt eine dunkelbraune Flüssigkeit mit einem starken Phenolgeruch. Für die Hufverbände muss dies stark verdünnt werden. Wegen den Phenolen ist das Kreolin auch krebserregend.
Evt. NSAIA
Evt. Schritt auf weichem Boden oder Boxenruhe
Meist kann das Pferd nach 7-10 Tage wieder beschlagen werden.
Unter Steingallen versteht man eine Quetschung der Sohlenlederhaut, die von einem Stein ausgelöst wird. Die Folge der Quetschung ist eine Blutung und Entzündung der Huflederhaut. Betroffen sind vor allem Pferde mit dünner Sohle sowie flachem Sohlengewölbe (Flachhuf). Weiter können Steingallen auch durch untergeschobene (eingerollte) Trachten entstehen. Das Leiden kommt meistens an den Vorderhufen vor.
Symptome sind Wendeschmerz sowie eine schmerzhafte Reaktion bei Druck mit der Hufuntersuchungszange.
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Deutliche Rötung des Sohlenhorns in der Nähe des Strahlhorns |
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Die Therapie besteht in korrektem Beschlag und ruhiger Bewegung auf gutem, möglichst weichem Boden. Eine Hufeinlage aus Leder oder PVC kann die empfindliche Sohlenlederhaut schützen.
1. Der Nageltritt
2. Kron- und Ballentritte
3. Hornwandbeschädigungen
4. Eingetretene Fremdkörper
5. Abreissen des Hufeisens
Während man unter der Verletzung Nagelstich eine Verletzung der Huflederhaut durch Stechen mit einem Hufnagel beim Beschlagen eines Pferdes versteht, ist mit dem Begriff Nageltritt das Eintreten irgendeines Nagels an irgendeiner Stelle in die Hufsohle gemeint. Natürlich können auch andere Gegenstände wie Schrauben, Weidezaunisolatoren und Aehnliches eingetreten werden. Zur Vervollständigung der Begriffe sei noch der Nageldruck erwähnt, worunter man das Drücken eines Hufnagels auf die Huflederhaut versteht, der beim Beschlagen etwas zu weit nach innen geraten ist. Alle drei Verletzungen können schmerzhafte Entzündungen und Infektionen nach sich ziehen.
Leider müssen viel zu häufig Pferde mit einem Nageltritt behandelt werden. Obwohl diese Nageltrittverletzungen nur kleine Läsionen in der Hufkapsel verursachen, sind diese Verletzungen sehr gefährlich, weil sie meistens sehr tief gehen und lebenswichtige Strukturen wie Knochen (Hufbein, Strahlbein), Gelenke, Schleimbeutel, Sehnen und Sehnenscheiden verletzen. Darüber hinaus sind die Nägel in der Regel stark verschmutzt, wodurch gefährliche Infektionen entstehen. Zudem verschließt sich die kleine Läsion in der Hufkapsel rasch. Dadurch können die Wundsekrete nicht abfließen, und es besteht infolge des Luftabschlusses eine große Gefahr für Wundstarrkrampf (Tetanus). Je nach Eintrittslokalisation und Eintrittstiefe werden unterschiedliche Strukturen des Hufes verletzt, was nur mit Hilfe von komplizierten Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen oder Gelenkpunktionen erkannt werden kann. Die Verletzungen sind so gefährlich und auch so schwierig zu behandeln, daß die Pferde oft in eine spezialisierte Klinik überwiesen und dort dann operiert werden müssen. Aus diesem Grund müssen diese Verletzungen so rasch wie möglich behandelt werden, damit Infektionen von Knochen, Gelenken und Sehnenscheiden verhindert werden können.
Seitliches Röntgenbild mit eingelegter Sonde in die Nageltrittverletzung |
DP Röntgenbild mit eingelegter Sonde in die Nageltrittverletzung |
Die Pferde zeigen in der Regel eine mittel- bis hochgradige Stützbeinlahmheit an der betroffenen Gliedmasse, wobei der Huf häufig nur noch auf die Hufspitze abgestellt wird, was als Zehenspitzenfussen bezeichnet wird.
Der Huf selber ist warm und die Pulsation der entsprechenden Arterien deutlich verstärkt. Die Körpertemperatur kann erhöht sein. Die Untersuchung mit der Hufzange ist in der Regel sehr schmerzhaft.
Darstellung der möglichen Eintrittslokalisationen von Nägeln, Schrauben und der dabei betroffenen Strukturen |
Verletzung des Strahlbeins durch eine Nagelspitze. |
Bei jeder akuten hochgradigen Lahmheit muss der Huf gründlichst kontrolliert und gereinigt werden, um einen steckenden Nagel zu erkennen.
Der Nagel oder auch andere Fremdkörper wie Schrauben sollten vom Besitzer so rasch wie möglich entfernt werden. Dabei müssen aber wichtige Massnahmen berücksichtigt werden: Die Richtung und die Tiefe des Stichkanales sollten notiert werden und auch die Eintrittsstelle des Nagels muss am Huf oder auf einer Zeichnung markiert werden, weil sie später nicht mehr offensichtlich sein kann. Anschliessend sollte die Eintrittsstelle gereinigt und der gesamte Huf mit einem Hufverband geschützt werden.
Aufgrund der Lokalisation, der Richtung und der Tiefe muss entschieden werden, ob das Pferd selber weiterbehandelt werden kann oder in eine Klinik überwiesen werden muss. Wenn der Verdacht besteht, dass der Nagel in eine synoviale Struktur wie Strahlbeinschleimbeutel, Hufgelenk oder Fesselbeugesehnenscheide eingedrungen ist, muss das Pferd sofort überwiesen werden, weil dann eine chirurgische Sanierung erforderlich wird.
Das Pferd muss gründlich klinisch untersucht werden. Anschliessend wird unter einer Leitungsanästhesie, in der Regel genügt eine MPA, das Eisen entfernt und der gesamte Huf sauber ausgeschnitten. Der Stichkanal muss sauber gereinigt und desinfiziert werden. Anschliessend wird der Stichkanal sondiert und mit eingelegter Sonde wird der Huf in zwei Ebenen geröngt. Aufgrund der klinischen Untersuchung sowie der Röntgenbilder kann entschieden werden, wie das Pferd weiter therapiert werden muss. Mittels Punktion der verschiedenen synovialen Räume, sowie auch Kontrastmittelaufnahmen kann die Diagnostik noch weiter verfeinert werden. Dabei wird zunächst das Hufgelenk punktiert, die Synovia in einem EDTA-Röhrchen aufgefangen und anschliessend ca.10-20 ml Kontrastmittel in das Gelenk injiziert. Nach einigen Minuten wird der Huf erneut geröngt, um abzuklären, ob das Kontrastmittel durch den Stichkanal abfliesst. Anschliessend werden die Bursa podotrochlearis und die Fesselbeugesehnenscheide ebenfalls auf diese Weise untersucht.
Dieser Eingriff wird in der Regel in einer Allgemeinanästhesie durchgeführt. Bei diesem Eingriff muss klar zwischen dem verunreinigten und sauberen Teil unterschieden werden.
a. Am stehenden und sedierten Pferd wird der Huf sauber gereinigt und das Horn um den Stichkanal grosszügig weichgeschliffen. Um den Stichkanal sollte das Horn soweit dünn geschliffen werden, dass anschliessend mit dem Skalpell das Horn geschnitten werden kann. Proximal vom Huf werden die Haare bis zum Fesselkopf geschoren. Anschliessend wird das nun vorbereitete Gebiet desinfiziert mit Chlorhexidinseife (Hibiscrub®) und anschliessend mit einem Verband versehen.
b. Eventuell kann es erforderlich sein, am liegenden Pferd das Horn noch weiter dünn zu schleifen. Danach beginnt der saubere Teil der Operation. Das Pferd wird in Seitenlage unter einer Esmarchschen Blutleere operiert. Dabei werden dem Stichkanal entlang alle veränderten Strukturen entfernt. Um den Stichkanal wird das Horn auf einer Fläche von ca. 3x3 cm entfernt. Danach wird die Lederhaut und die Subkutis entfernt und die darunterliegenden Strukturen gut dargestellt. Falls der Nagel die Tiefe Beugesehne durchstochen hat, muss auch diese auf einer Fläche von ca. 1.5 x 1.5 cm reseziert werden. In manchen Fällen endete die Nagelspitze im Strahlbein oder Hufbein, so dass dieses dann kürrettiert werden muss. In anderen Fällen ging der Nagel durch das Ligamentum impar in das Hufgelenk, so dass dieses dann auch reseziert werden und das Gelenk gespült werden muss. Falls der Nagel in die Fesselbeugesehnenscheide eingedrungen ist, muss diese ebenfalls gespült werden und falls der Nagel das Hufbein verletzt hat, ist es erforderlich, dass dieses kürettiert wird.
Im Bereich der Nageltrittverletzung wurde das Strahlhorn, die Strahllederhaut und das Strahlpolster entfernt. Anschliessend wurde die tiefe Beugesehne fenestriert, um die Bursa podotrochlearis zu spülen. |
Vorsichtige Kürettage am verletzten Strahlbein |
Die betroffenen synovialen Strukturen werden mit Ringerlaktat unter Zusatz von Antibiotika gespült (siehe Vorlesung über Gelenkverletzungen). Zum Schluss wird ein Druckverband und darüber ein Hufverband mit einem Keil angelegt.
Je nach Schweregrad muss die Spülung in Allgemeinanästhesie ein- oder zweimal wiederholt werden. Danach werden die Verbände am stehenden und sedierten Pferd gewechselt, wobei auf höchste Sauberkeit zu achten ist. Zusätzlich bekommt das Pferd systemisch Antibiotika und auch Entzündungshemmer.
Im Anschluss an Verletzungen des Strahlbeines kann es auch zu Verklebungen mit der tiefen Beugesehne kommen, so dass eine Neurektomie erforderlich werden kann. Die Prognose von einer Nageltrittverletzung ist im allgemeinen immer vorsichtig. Je rascher der chirurgische Eingriff erfolgt und je weniger Strukturen in der Tiefe verletzt sind, desto besser ist natürlich die Prognose.
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Verschiedene Fremdkörper wie Nägel, Schrauben, die aus den Hufen entfernt wurden |
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Unter einem Kron- bzw. Ballentritt versteht man eine Verletzung im Bereich des Überganges von der Haut in die Hufkapsel. Diese Verletzungen werden in der Regel durch Tritte der anderen Gliedmassen verursacht und sind vor allem dann sehr tief, wenn sie durch scharfe Stollen verursacht wurden. Aus diesem Grunde sollten Stollen beim Transport immer entfernt werden.
Diese Kron- und Ballentritte sind meistens am Anfang sehr schmerzhaft und können daher auch starke Lahmheiten verursachen. Falls diese Verletzungen nicht adäquat behandelt werden, können Infektionen innerhalb der Hufkapsel entstehen. Weiter besteht das Risiko, dass die hornproduzierenden Zellen beschädigt werden, wodurch ein Hornspalt oder eine Hornsäule entstehen kann.
Das losgelöste
Horn sollte entfernt werden, damit die Wundsekrete gut abfliessen können. Dazu
ist eine kräftige Schere oder ein Rinnmesser erforderlich. Anschliessend muss
diese Wunde mit einem milden Desinfektionsmittel gereinigt und anschliessend
mit einem Hufverband abgedeckt werden.
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Frischer Krontritt |
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Verletzungen der Hornkapsel treten relativ häufig auf. Wenn die Verletzungen bis auf die Lederhaut reichen, kommt es meistens zu starken Blutungen. Darüberhinaus sind solche Verletzungen sehr schmerzhaft. Problematisch sind diese Verletzungen vor allem dann, wenn sie bis in den Kronwulst reichen. Dadurch können die hornproduzierenden Zellen geschädigt werden, so dass an dieser Stelle nur noch schlechtes Horn produziert wird, das sogenannte Narbenhorn. Bei starken Blutungen erfordern diese Verletzungen einen festen Druckverband, der in den folgenden Tagen wiederholt gewechselt werden muss, bis eine stabile Hornschicht entstanden ist.
Manchmal werden Fremdkörper wie Steine, Holz- und Metallteile in den
Strahlfurchen, in der weißen Linie oder zwischen Huf und Hufeisen eingeklemmt.
Diese müssen soweit wie möglich entfernt werden. Falls das Pferd anschließend
nicht mehr lahmt, kann es wieder normal bewegt werden.
Bei schlechten Bodenverhältnissen, schlechtem Beschlagszustand und auch bei mangelhafter Hornqualität sowie durch “Hängenbleiben” kann ein Hufeisen unvollständig oder vollständig abgerissen werden. Dabei werden die an der Nagelspitze umgenieteten Hufnägel durch den Nagelkanal ausgerissen oder umgebogen und können so die Lederhaut verletzen oder sogar in die Hornkapsel eindringen. Nicht selten treten die Pferde dann noch in die Zehenkappe des verbogenen oder nunmehr schief aufsitzenden Hufeisens. Dadurch entsteht eine schmerzhafte Schnittverletzung im vorderen Bereich der Hornsohle. Diese Verletzungen verursachen heftige Schmerzen, weshalb die Pferde in der Regel auch eine starke Lahmheit zeigen. Außerdem besteht die Gefahr, daß Bakterien bis in die Lederhaut eindringen, wodurch ein Hufabszeß entstehen kann.
Als erste Maßnahme sollte das Eisen vollständig entfernt werden. Die noch im Huf steckenden Hufnägel zieht man vorsichtig heraus. In bestimmten Fällen ist es auch vorteilhaft, einen Hufverband oder einen Hufschuh anzulegen, damit nicht Teile der Hornkapsel wegbrechen. Bei Huflederhautentzündungen sollte ein feuchter Hufverband angelegt werden. Andernfalls sollte so rasch wie möglich der Hufschmied verständigt werden, damit er das Hufeisen wieder aufnageln kann.